Vivian-von-Avalon wrote: ↑30.03.2019, 17:27
Kapaun wrote: ↑30.03.2019, 14:54
Und wo ist die Umfrage? Muss man bei Facebook angemeldet sein, um sie zu sehen?
ja
Oh, na dann sag ich einfach mal so was dazu. Den Realitätsbezug bei PR muss man meines Erachtens auf verschiedenen Ebenen sehen.
Da ist zum einen die rein technisch/naturwissenschaftliche Ebene. Da gilt es zunächst einmal, unausweichliche Kompromisse zu schließen. Etwa in Bezug auf Überlicht. Die Existenz einer Möglichkeit, schneller als das Licht zu fliegen, ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass Hamburg 2050 überflutet ist, liegt also quasi bei Null.
Aber ohne diese Möglichkeit könnte man eine Space Opera wie PR nicht schreiben. Man könnte immer noch SF schreiben, aber das wäre dann etwas völlig anderes. Davon abgesehen ist aber bedauerlich, dass die Autoren in technisch-naturwissenschaftlicher Hinsicht eher einigen Nachholbedarf haben, um es mal freundlich auszudrücken. Ich erwarte dabei keine technischen Abhandlungen in den Romanen, aber ein paar grundsätzliche Überlegungen beispielsweise zum Thema Geschwindigkeit sollte man schon anstellen können, wenn man seine Brötchen als SF-Autor verdienen will. Ich erinnere mich da mit Schaudern an eine Szene aus einem der aktuellen Hefte, in der ein Raumschiff effektvoll
abgebremst wird, damit es nicht in einen Himmelskörper kracht - statt dass man die Flugrichtung um ein paar Grad ändert. Und das ist wirklich nur eins von vielen Beispielen.
Dann ist da die politisch-ideologische Ebene, die sich bei PR schon immer am gesellschaftlichen Mainstream orientiert hat, über den "Hebel" der jeweils amtierenden Expokraten. Das wäre für wissenschaftliche Untersuchungen zweifellos ein interessantes Thema, aber es nervt schon ziemlich, wenn man als Leser nicht Teil dieses Mainstreams ist. Ein Expeditionsschiff wie die RAS TSCHUBAI zum Beispiel mit demokratischen Abstimmungen führen zu wollen, entspricht zwar zweifellos dem heutigen Zeitgeist, aber eher wenig der Realität. Ich will diesbezüglich mal eine Vermutung formulieren: Die heutigen Leser bestehen meines Erachtens immer noch zum Großteil aus den damals 10-14jährigen Jungs, die in der Expansionszeit des Solaren Imperiums dazugestoßen sind. Wobei es zweifellos eine ständige Fluktuation zwischen diesen und der Gruppe der Nichtmehrleser gibt. Natürlich gibt es sicher auch ganz neue Leser, die sich irgendwann, irgendwie der Serie angeschlossen haben, aber ich denke tatsächlich, dass der weit überwiegende Teil der heutigen Leser mindestens grauhaarig ist und aus sehr gestandenen Personen besteht. Wie die Weltanschauungen der Grauhaarigen verteilt sind, sieht man ja immer wieder bei jeder Wahl, wenn anschließend die statistischen Aufschlüsselungen veröffentlicht werden. Und ich denke, dass die heutigen Autoren an diesen Weltanschauungen der Grauhaarigen eher vorbeischreiben.
Schließlich haben wir da noch die, na, sagen wir mal die Ebene der Psychologie/Motivation und der Handlungslogik. Der wird heute zwar mehr Aufmerksamkeit geschenkt als früher, aber man merkt nur allzu deutlich, dass es dabei nicht darum geht, dem handelnden Personal gerecht zu werden, sondern darum, die Handlung im Sinne des Exposes zu lenken, und zwar nach der Methode "Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!". Da knirscht die Logik oft an allen Ecken und Enden. Die Begründung etwa, warum ein zweiter Vorstoß in die Abenteuerurlaub-Resorts der Cairaner gewagt werden soll, ist so dermaßen hanebüchen und undurchdacht, dass es beim Lesen beinahe körperlich wehtut.
Ich habe es jetzt auch wieder bemerkt (jetzt = in den Heften ab 3000), dass ich in all diesen Punkten andere Ansprüche habe, und dass ich mich besser anderen Romanen/Autoren zuwende, die diese Ansprüche besser befriedigen.