Nicoletta wrote: ↑27.08.2022, 12:40
Laurin wrote: ↑27.08.2022, 03:47
Richard wrote: ↑26.08.2022, 21:40
Nun, dann muss dein erster Dank dem Agressor im aktuellen Krieg gelten. Aber das ist hier jetzt nicht der passende Thread.
Nun auch der ist in meinem 'Dank' eingeschlossen.
Aber ich denke es lohnt sich schon, auch über die Ursachen der Energienot zu sprechen.
Über die Ursachen der Energiekrise wurde hier schon sehr viel gesprochen.
- Der Kremel verteuert das Gas, hält die Lieferverträge mit Europa nicht ein, schließt Pipelines.
- Mega Trockeheit in Europa
- Ausfall der Hälfte der AKWs in Frankreich.
- Gestörte Transportwege der Wasserstraßen
- Politik unserer Regierungen der letzten 20 Jahre mit der Bremse auf den Erneuerbaren zu stehen.
- Umgehung durch unsere letzte Regierung der Sanktionen Russland von 2014 seit 2017 mit der Abhängigkeit vom "billigen" russischen Gas.
- Die OPEC reduziert Rohölförderung und verteurt damit ÖL
- Crashpropheten und Experten der Neoklassik lassen imVorfeld die Energiekurse steigen, ohne das es bereits eine KNappheit gibt.
- Der Merit Order Effekt am Strommarkt.
- Immer noch kein Konzept und Umsetzung für den beschleunigten Ausbau einer dezentralen Infrastruktur mit Erneuerbaren.
Naja, das meiste was du schreibst ist ja richtig. Aber wieso sollte Russland die Gaslieferverträge einhalten, wenn wir umgekehrt einen Wirtschaftskrieg gegen Russland führen? Was erwartet man denn, wenn man herumtönt '
Das wird Russland ruinieren', '
Russland soll volkswirtschaftlich jahrelang nicht mehr auf die Beine kommen', '
Deutschland wird "für immer" auf russische Energie verzichten' (alles Baerbock) und so weiter, oder bei anderen Diktatoren den Kniefall übt und überall erzählt dass man ganz schnell von russischer Energie wegkommen will, jede Menge feindlich gesinnter Sanktionen beschließt (die auch Wirtschaftsverträge brechen) und dann jede Menge Waffen gegen Russland liefert?
Nun hat das mit dem Russland ruinieren offensichtlich nicht geklappt und man hat sich statt dessen selbst ins Knie geschossen. Die Energiepreise gehen erst seit der Auseinandersetzung mit Russland so durch die Decke, gleiches gilt für die galoppierende Inflation. Wir haben uns einen Krieg angeeignet, sind dadurch zu Kriegsbeteiligten geworden und zahlen nun den Preis. Das ist eben auch Teil der Wahrheit.
Ein weiterer Grund ist natürlich, dass wir im Zuge neoliberalistischer Bestrebungen in den letzten Jahrzehnten dummerweise alles mögliche liberalisiert haben, Telekom, Post und Bahn (letzteres hat nicht ganz geklappt), Krankenhäuser, teilweise kommunale Dienste wie Wasser, Abwasser, Entsorgung und Energieversorgung usw., gleichzeitig wurde wie wild globalisiert und Kernkompetenzen in Billiglohnländer ausgelagert, das Goldene Kalb wurde der Shareholder Value für immer mächtigere Fonds. Aus dem klassischen rheinischen Nachkriegskapitalismus ist ein ungezügelter Raubtierkapitalismus geworden. Reiche werden selbst in Krisen immer reicher, die Kosten der Krisen aber werden gnadenlos auf der arbeitenden Bevölkerung abgeladen.
Das Zurückzudrehen dieser Veränderungen ist unter den gegenwärtigen Machtverhältnissen illusorisch, FDP und CDU (auf EU-Ebene) blockieren alle Ansätze, die Reichen mehr in die Verantwortung zu nehmen, oder liberalisierte Strukturen wieder in staatliche Hände zurückzuführen. Es ist ein Aberwitz, dass in der Not Konzerne mit den gestiegenen Preisen nahezu unanständige Gewinne machen, während die einfachen Leute sich ihr armes Leben kaum mehr leisten können. Und SPD und Grüne machen dieses Spiel mit - diese 'Entlastungs'-Almosen dürfen wir als Steuerzahler letztendlich alle selber bezahlen, und sie ändern keinen Deut an den eigentlichen Problemen.
Die Auswirkungen der viel zu lange ignorierten Klimakatastrophe (Ausfall von Binnenschifffahrt und AKWs sowie Ernteverluste) verschlimmern das dann noch.