Machst du Leistungssport?Eisrose wrote: ↑10.03.2023, 17:44 So, ich habe es mir nicht einfach gemacht, aber ich denke, ich habe mir jetzt eine Meinung zumindest zur Frage von Transfrauen im Frauensport gebildet.
Zunächst mal: ich halte die Durchführung einer einjährigen Testosteronbehandlung für die absolute Mindestvoraussetzung dafür, dass Transfrauen überhaupt im Frauensport antreten dürfen. Ohne eine solche, was ja auch teilweise gefordert wird, wäre die Teilnahme von Transfrauen im Frauensport eine ziemlich unverschämte Sauerei. Nur zum Verständnis: ob die Transfrau einen Penis hat oder nicht, ist dabei völlig egal.
Man muss sich aber darüber hinaus im Klaren sein, dass auch nach einer Testosteronsenkung relative Vorteile für Transfrauen verbleiben:
- mehr Muskelmasse
- ein größeres Herz
- mehr Lungenvolumen
- größere Körpergröße
- längere Gliedmaßen
- dichtere Knochen
- mehr sauerstofftragende rote Blutkörperchen
Das sind alles relative Vorteile, es mag also durchaus Fälle geben, wo Cisfrauen Transfrauen in diesen Punkten überlegen sind. Aber es sind eben auch Punkte, die sich durch eine Hormonbehandlung nicht ändern. Und es gibt eben Fälle von Transfrauen, die nach der Hormonbehandlung noch immer eine Muskelmasse hatten, die eine Cisfrau nie erreichen könnte, wie zum Beispiel bei Laurel Hubbard.
Der durchschnittliche Testosteronspiegel einer Cisfrau liegt in der Regel unter 2 Nanomol (0,5–2,0 nmol/l), bei Männern in der Regel über 12 Nanomol (12–40 nmol/l). Laut IOC-Regeln muss eine Transgenderfrau ein Jahr lang einen Testosteronspiegel von unter 10 Nanomol vorweisen, um an Olympia teilzunehmen. Rein intuitiv würde ich diesen Grenzwert als zu hoch einschätzen. Tatsächlich hat das aus objektiveren Gründen auch ein Gericht so gesehen und zumindest in internationalen Leichtathletikwettkämpfen eine Testosteronobergrenze von 5 Nanomol durchgesetzt. Für die Teilnahme in Paris ist das aber noch nicht erforderlich, dort gilt weiterhin die 10 Nanomol-Grenze.
Die Schwimmerinnen, die Lia Thomson verklagt haben, haben einen Testosteronspiegel von unter 3 Nanomol als Grenze gefordert, sowie eine dreijährige Nachweiszeit. Zur Einordnung: Cis-Schwimmerinnen, die von der Transfrau Lia Thomson deklassiert wurden, die also selbst betroffen sind, würden unter diesen Bedingungen die Teilnahme von Transfrauen in Wettkämpfen akzeptieren. Auf jeden Fall zeigt es, dass eine Akzeptanz von Transfrauen im Frauensport möglich ist, wenn die Details der Regelung stimmen.
Trotzdem würde ich dabei bleiben, dass ich es im Moment für ungerecht halte, wenn zur Teilnahme an den Olympischen Spielen für Transfrauen nur ein Jahr lang ein Testosteronspiegel unter 10 Nanomol nachgewiesen werden muss. Diese 10 Nanomol halte ich für zu viel.
Das ist jetzt reine Laienmeinung: wenn wir bedenken, dass nach einem 3/4 Jahr Hormonbehandlung die maximale Leistungssenkung im Durchschnitt erreicht ist und wir hier, um sicher zu gehen, den doppelten Wert nehmen, kämen wir auf eine Dauer von 1,5 Jahren der Hormonbehandlung.
Und was die Höhe des Testosteronspiegels angeht, habe ich keine wissenschaftliche Erklärung dafür gefunden, warum für Transfrauen überhaupt ein höherer Testosteronspiegel akzeptabel sein soll, als bei Cisfrauen. Daher würde ich hier eigentlich 2 Nanomol fordern. Jetzt waren aber Schwimmerinnen, die selbst betroffen waren, bereits mit 3 Nanomol zufrieden, daher könnte ich das auch akzeptieren. Oder wenn es eine wissenschaftliche Begründung für einen höheren Wert gäbe, der aber bei aller Wissenschaftlichkeit auch nicht so hoch sein dürfte, dass er nur knapp unter dem Minimum der Männer läge.
Aber es sind wohl noch weitere Forschungen notwendig.
Transgender / LGBTQ ...
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Re: Transgender / LGBTQ ...
* Die Radikalität der Realität ist so radikal das die Politik in ihrer Nichtradikalität nicht hinterher kommt. *
Re: Transgender / LGBTQ ...
Spielt das eine Rolle zur Beantwortung der Frage, unter welchen Bedingungen Transfrauen bei Wettkämpfen im Frauensport, egal, ob im Leistungs- oder Nichtleistungssport, zugelassen werden sollen?
Es ist jetzt 22:30 Uhr. Wir müssen Energie sparen, für den Krieg, der dem Frieden dient. Der Strom wird jetzt abgeschaltet.
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Re: Transgender / LGBTQ ...
Ich mache keinen Leistungssport und aus dem Grunde kann ich das weder bewerten, bin also nicht betroffen, kann mir darüber keine Meinung bilden.
Das sollten diejenigen untereinander ausmachen die betroffen sind.
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Re: Transgender / LGBTQ ...
Das nicht Argumente zählen, sondern von wem sie vorgetragen werden, halte ich generell für falsch. Natürlich darf man sich auch ohne persönliche Betroffenheit über solche Themen eine Meinung bilden.
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Re: Transgender / LGBTQ ...
Ich habe meine Meinung mitgeteilt
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