Die FIFA ist allerdings ein gnadenlos korrupter Verein. Ich fürchte aber, das ist systembedingt - wo so viel Geld im Spiel ist wie im Profifußball, ist Korruption nicht weit - es ploppen da ja immer wieder Skandale hoch, und nicht nur bei der FIFA ('Sommermärchen' 2006 sei nur als Beispiel genannt). Ich weis nicht ob eine neue WM-Organisation dafür eine Lösung wäre. Am Ende haben wir dann die WM der 'anständigen' Staaten (natürlich wir hehe), und eine WM der Bösewichte, von Russland über Iran, Türkei, Arabien bis China und Nordkorea usw. Was wäre damit gewonnen?
Was ist überhaupt damit gewonnen, wenn wir wieder mit der 'hochgehaltenen Monstranz der (Doppel-) Moral' in Katar aufkreuzen? Die Sklavenarbeiter, die für diese Stadien ihr Leben gelassen haben wird das nicht wieder ins Leben rufen, und den Emir wird das auch in keinster Weise irgendwie beeindrucken, sondern uns eher entfremden. Was will man damit wirklich erreichen, was zur Hölle verspricht man sich davon? Solche öffentlichen 'Appelle' sind das ideale, um solche Leute, die vor nichts mehr Angst haben als in der Öffentlichkeit ihr Gesicht zu verlieren, von uns weg und in die Arme anderer uns weit unfreundlicher gesinnten Potentaten zu treiben. Warum macht man sich nicht die Mühe,
hinter den Kulissen auf diplomatischem Wege Veränderungen zu bewirken?
Eine Armbinde, und Nancy Faeser die in der Öffentlichkeit Menschenrechte anmahnt. DAS soll was ändern? Wir stoßen den Leuten dort nur vor den Kopf, und zeigen mal wieder in arroganter Weise, dass wir uns für was Besseres halten. Wie viel tausend Jahren haben wir hier in Europa in Unfreiheit und Leibeigenschaft gelebt, waren Hexenverbrennungen, Inquisition und das Abschlachten von Menschen an der Tagesordnung? Wie lange ist denn das Dritte Reich her, der Holocaust und die zwei Weltkriege die wir ausgelöst haben? Wie verflucht lange hat es gedauert, bis so was wie eine Demokratie bei uns entstanden ist? Die immer noch wackelig ist! Und anderen gestehen wir eine solche Entwicklung nicht zu, dort muss nun weil wir zufällig gerade mal etwas zivilisierter sind, das auch bei allen anderen ruckzack von heute auf morgen geschehen? Wie arrogant und überheblich ist das denn? M.E. zeigen wir mit dem ganzen hysterischen Geschrei nicht nur, dass wir überhaupt keine Ahnung von den dortigen Gesellschaften haben, sondern vor allem dass wir deren Kultur und Gesellschaft null respektieren. Wenn man wo anders zu Gast ist, hat man sich aber an die dortigen Gebräuche anzupassen - so ist das jedenfalls eigentlich üblich. Was wir da aber gerade machen, ist den Gastgebern öffentlich ans Bein zu ... dingsen.
Wenn man mit den Verhältnissen dort nicht einverstanden ist, sollte man ganz einfach nicht hinfahren.
Das ganze medial aufgepuschte Geschrei was derzeit aber bei uns stattfindet, dient nur dem Zweck dass wir uns hier in unserer öffentlichen Empörung wieder mal als was Besseres erheben können - wird aber an den tatsächlichen Verhältnissen dort NULL ändern, eher im Gegenteil. Und es ist zutiefst heuchlerisch. Für ein bisschen Gas machen Vizekanzler und Kanzler dort derart den devoten Antritt, dass man sich fast fremdschämen muss. Und auch den Fußball wollen wir ja unbedingt mitmachen, und in ARD und ZDF oder Public Viewing dann bitteschön möglichst ungestört genießen, nachdem wir uns der Form halber vorher mal eben empört haben. Mann mann ....
Ich hätte es ja verstanden und gut gefunden, wenn man sich hinter den Kulissen für die konkrete Situation bestimmter politischer Gefangener eingesetzt hätte, also wenn der Kanzler oder die Außenministerin sich z.B. für die Freilassung von Julian Assange als Vorbedingung für was auch immer eingesetzt hätten ... aber
äh ... ach Mist, der Julian ist ja bei
uns politischer Gefangener, was reden ich denn da ...