Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41
Laurin wrote: ↑01.12.2021, 22:46
Und was ist deine Meinung dazu?
Ich habe es mir angeschaut/angehört, und kann kann die geäußerte Kritik an dem Gespräch nicht nachvollziehen.
Gegenfragen:
Nehmen wir einen sensiblen Familienvater, der empathisch und zärtlich ist, liebevoll mit seiner Frau umgeht, Vegetarier ist, gendert, das N-Wort vermeidet. Wie beurteilst Du diese Person? Für Precht hat diese Person seinen männlichen Kern verloren.
Erstmal eine feine Sache. Allerdings kann kein Mensch
immer sensibel, empathisch, zärtlich und liebevoll sein ... ich glaube auf
Dauer fände ich das horrible. Ecken, Kanten und Fehler gehören zu uns Menschen - den fehlerfreien Menschen gibt es nicht.
Aus meiner Sicht hat Precht da etwas überspitzt pointiert, was schon zum Problem werden kann, wenn alles zu glatt gebügelt wird.
In dem Gespräch ging es z.B. um das Verbannen der Erotik aus der Arbeitswelt, aus lauter 'political correctness', selbst unter Gleichgestellten. Über sowas kann ich nur den Kopf schütteln, Erotik ist eines
der zentralen Aspekte unseres Lebens ... klar ist das Ausnutzen von Machtverhältnissen oder das typische breitbeinige männliche Auftreten mancher Männer, garniert mit Chauvi-Sprüchen, inakzeptabel. Aber ein wenig Reibung gehört schon zum Leben, dass kann man nicht alles glattbügeln wollen ... denn dann wird es absolut langweilig und fad und führt nur zu einem falschen Angepaßtsein.
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41Es gäbe laut Precht Frauen, die keine Milch mehr trinken, weil das Ausbeutung der weiblichen Kühe sei. Heute rege das zum Schmunzeln an, könne in zehn Jahren aber schon eine legitime Position sein. Ist das wirklich so oder bleibt Unsinn auch in zehn Jahren Unsinn?
Hehe, da bin ich auch drüber gestolpert, und kam mir Precht ein wenig gestrig vor. Ich kenne jemanden, die macht das sehr konsequent, und auch ich habe mit der perversen und z.T. qualvollen Haltung von hochgezüchteten Milchkühen Probleme. Das gilt aber für die gesamte Massentierhaltung. Das kann man nicht einfach als Spinnereien abtun ...
(das war aber nun keiner der von dir ursprünglich zitierten Vorwürfe)
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41Wenn Du jemanden von den "Empörten und Reizbaren" sprechen hörst, an wen denkst Du da? An Rechte oder Linke? Flasspöhler denkt da erstmal an Linke und meint erst noch begründen zu müssen, warum auch Rechte damit gemeint sein können.
Für mich ging aus dem Diskurs klar hervor, dass beide Seiten gemeint sind.
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41Fühlst Du dich angesprochen, wenn Du als Linker schon mal als "linkes Sensibelchen" bezeichnet wirst?
Ist mir noch nicht passiert, das wurde in dem Gespräch so auch nicht gesagt.
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41Da waren noch mehr solche Sachen drin, an die ich mich jetzt nicht mehr so ganz erinnere. Das Gespräch hatte schon ein bisschen einen aggressiven Unterton gegen Links fand ich. Natürlich dürfte sich das Querdenkermilieu angesprochen gefühlt haben.
Das fand ich eigentlich nicht. Allerdings kann der Sinn solcher Gespräche doch nicht sein, sich nur gegenseitig in altbewährten Positionen zu beweihräuchern, sondern sollte im Gegenteil auch mal eigene Meinungen und z.B. auch die Auswirkungen von verschiedenen Entwicklungen zu hinterfragen. Allerdings kann man das natürlich dann auch andersherum interpretieren - aber mehr als ein Hinterfragen habe ich darin eigentlich nicht gesehen.
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41Laurin wrote: ↑01.12.2021, 22:46
Es hat aber eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe auf was Flaßpöhler hinauswill.
Ich fands auch trotzdem interessant. Aber ich habe auch eine konservative Seite, lach. Flasspöhler und Precht machen den erlaubten Versuch die Sensibilisierung unserer Gesellschaft als eine Ursache für deren Spaltung anzusprechen, wenn auch nicht immer ganz gelungen. Ein bisschen neu trotzdem. Das auch Linke oft ziemlich intolerant sind, beklage ich schon länger - hier wird das halt als übersensibel dargestellt. Dass wieder alle ins Gespräch kommen müssten, wurde von den beiden als Minderheiten-Mehrheiten-Problem gesehen, die voneinander lernen sollten, was nicht immer so ganz astrein war, meiner Meinung nach.
Tja, anscheinend holt sich dann offenbar doch jeder eher das aus solchen Gesprächen heraus, was ihm nahe liegt.
Für mich lag die Quintessenz eigentlich darin, dass einerseits (zum Teil gar nicht beabsichtigte) Auswirkungen unseres sicher zu befürwortenden Gleichberechtigungsstrebens beleuchtet wurden, und dass manches Streben nach gutem Umgang durch zu hohen Anpassungsdruck auch zu übertriebenen Auswirkungen führen kann (siehe obige Beispiele zur Ächtung von Erotik am Arbeitsplatz bzw. zum 'entwilderten Mann') - und vor allem, dass es besser wäre, statt sich in den eigenen sozialen Kreisen zu vereinzeln und andere abzulehnen, sich zu erweitern und zu vermischen (am Beispiel des unsäglichen Übersetzungsdramas, wo weiße Übersetzer ausgegrenzt wurden - da hätte man stattdessen ja auch fordern können, dass interessante Werke auch mehr von Farbigen übersetzt werden).
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41Laurin wrote: ↑01.12.2021, 22:46
Der Beitrag hat übrigens nur 'likes' und bisher kein einziges 'dislike' - erstaunlich.
YouTube hat die Anzeige von "Dislikes" abgeschafft, auch wenn Du sie noch vergeben kannst. Solltest Du also nirgends mehr sehen.
Oha, na sowas. danke für den Hinweis ...
Eisrose wrote: ↑01.12.2021, 23:41P.S. Und ist Dir gar nicht aufgefallen, dass Precht eigentlich kein bisschen kritisch gegenüber Flasspöhler war? Hat ihr eigentlich immer nur die Bälle hingespielt und das auch schon im richtigen Frame... So vollständig einer Meinung habe ich selten zwei Leute gesehen.
Ja das ist mir sehr aufgefallen, da haben sich zwei extrem gegenseitig beräuchert - das war der eigentliche Schwachpunkt des Gesprächs, es war ja stellenweise fast eine Art 'unerlaubter' Flirt ...
Ansonsten fand ich diese Betrachtung interessant, wenn auch nicht übermäßig spannend, da durch viel Herumgelaber etwas in die Länge gezogen.
Allerdings konnte ich die von dir ursprünglich aus dem Web zitierten Vorwürfe (
Holocaustrelativierung oder dass laut den beiden ein gewisser Rassismus, Frauenunterdrückung und Antisemitismus in gewissem Maße akzeptiert werden müsse und alles andere eine übertriebene Empfindsamkeit sei usw.)
überhaupt nicht nachvollziehen, insbesondere da Flasspöhler klar betonte dass sie die Gleichberechtigungsbestrebungen usw. befürwortet. Im Gegenteil erscheinen mir solche überzogenen Vorwürfe eher sogar wie die ungewollte Bestätigung genau solcher Übertreibungen und Übersensibilitäten, wie sie in dem Gespräch angesprochen werden, und die wir leider öfter erleben, sobald jemand aus dem anscheinend irgendwie unsichtbar normierten Moralkosmos mancher Leute gedanklich auch nur minimal auszuscheren droht.